Jan Davidoff

Relictum

30.11.2018 – 09.02.2019

Jan Davidoff
Standhaft, 2018
mixed media on canvas
200 x 140 cm | 79 x 55 inch (detail)

Unter dem Titel Relictum zeigt die Galerie Andreas Binder bereits zum dritten Mal Arbeiten des Künstlers Jan Davidoff.
Hier weichen frühere Bildthemen, wie etwa die Frage nach der Verortung des individuellen Betrachters in einer sich vornehmlich durch die Medien in Massenbewegungen artikulierenden Welt, zunehmend der Auseinandersetzung mit der Natur als Essenz alles Vergangenen und alles Zukünftigen. Verblühte Sonnenblumen als Symbol für die Gleichzeitigkeit von Vergänglichkeit und Leben werden zum zentralen Sujet der Ausstellung und so erscheinen auch Menschen im Bild nur mehr als Relikte, die stark abstrahiert Assoziationen an die Blüte einer Sonnenblume wecken.
Dabei bleibt Jan Davidoff seinem Stil und seiner künstlerischen Vorgehensweise, bei der er Photographien als Vorlage großformatiger Leinwandarbeiten nutzt, treu. Gleichzeitig gewinnt das Zusammenspiel von Hintergrund- und Motivwahl zunehmend an Bedeutung. Während die Leinwand selbst durch den Auftrag verschiedenster Material- und Farbschichten – u.a. Marmormehl, pure Farbpigmente, gemahlenes Glas, Glimmer und Kunstharz – Materialität und Vielschichtigkeit suggeriert, so entsteht die eigentliche Tiefe der Arbeiten erst durch den Übertrag des figürlichen, nahezu holzschnittartigen Motivs auf die Oberfläche und den so entstehenden Bruch.
Die Verschmelzung von Figürlichkeit und Abstraktion spiegelt dabei den nur vermeintlichen Gegensatz von Vergänglichkeit und Leben wider und macht deutlich, dass die Erde in ihrer oberflächlichen Erscheinungsform nicht ohne ein Davor oder Nachher gedacht oder wahrgenommen werden kann.  Dabei ist die Darstellung von kahlen Bäumen und verblühten Sonnenblumen jedoch keineswegs als Illustration apokalyptischer Szenarien zu verstehen. Vielmehr verkörpern die farbstarken, konturbetonten Gemälde die Natur in all ihrer Vitalität und Beständigkeit und verweisen so auf das menschliche Leben als ihr mikrokosmisches Abbild. Auch die Installation von aufeinander gestapelten Fensterfassaden als Relikte des Industriezeitalters, aus deren Mitte sich erneut die Sonnenblume als Quell des Lebens hervorhebt und der Sonne zuwendet, ist die Momentaufnahme der unaufhaltsamen Dynamik des Entstehens und Zugrundegehens auf der Erde.
Auf subtile Art veranschaulicht Jan Davidoff in Relictum, dass der immerwährende Fluss des Lebens in der Natur zum Ausdruck kommt und dass das Bewusstsein für die untrennbare Verknüpfung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sowie von Kultur und Natur grundlegend für das eigene Leben und die Zukunft der Menschheitsgeschichte ist.
Jan Davidoff (* 1976 in Norden) schloss 2009 sein Studium der Malerei bei Prof. Günther Förg an der Akademie der Bildenden Künste in München ab. Studienreisen führten ihn anschließend nach China, Indien, Südostasien und Amerika. Seine Werke wurde in zahlreichen nationalen wie internationalen Ausstellungen (u.a. TS Art Projects Berlin, Museum Villa Stuck München) präsentiert. Neben verschiedenen Kunstpreisen (2014 Art Award Kreis Offenbach), arbeitete Davidoff zuletzt im Rahmen eines Atelierstipendiums der Eskff Eileen Kaminsky Foundation in New York.
Heute lebt und arbeitet Jan Davidoff in Utting am Ammersee und in München.

 

 

 

Galerie Andreas Binder

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