Gunter Sachs

Fotografien

19.04.2023 – 20.05.2023

In den 1970er-Jahren erlangte Gunter Sachs (1932-2011) als Fotograf außerordentliche Bekanntheit. Schon Anfang der fünfziger Jahre beschäftigt sich Sachs mit schwarzweißer Experimental-Fotografie, aber erst mit den Auftragsarbeiten für die Vogue und zahlreichen experimentellen Fotografien nimmt seine Karriere als Modefotograf und Fotokünstler Fahrt auf. Den internationalen Durchbruch als Fotograf erreicht Sachs 1974 auf der Fachmesse Photokina in Köln, für die er nicht nur das offizielle Plakat entwarf, sondern auch mit einer ersten umfassenden Werkschau seiner Fotoarbeiten reüssierte. Zwei Jahre später wird die branchenweite Anerkennung durch die Verleihung des renommierten Leica-Preis (1976) an Sachs erneut bestätigt.
Sachs beweist auch auf diesem Feld erneut seinen Pioniergeist: er experimentiert mit Langzeitbelichtung und der Highspeed Kameratechnik. Sachs erstellt als einer der ersten Künstler überhaupt digitale Bildkompositionen, die erstmals 1995 gezeigt werden. Für Aufsehen sorgt er 1973 mit der ersten Aktaufnahme auf dem Cover der französischen Vogue und es wird nicht das letzte Mal sein, dass er der Ästhetik des weiblichen Körpers huldigt. Es ist kein Zufall, dass der Titel seines ersten Fotobandes „Mädchen in meinen Augen“ (1974) lautet, denn Aktaufnahmen bilden neben Landschafts- und Architekturfotografien, Stillleben und experimentaler Fotografie den Schwerpunkt seines fotografischen Werks.
Ob in Auftragsarbeiten für die Modebranche oder in seinen freien künstlerischen Fotografien – Sachs setzt stets die Schönheit seiner, meist weiblichen, Motive in Szene; Abgründiges, gar Hässliches hat keinen Platz in seinem Werk – er sucht und umgibt sich mit Schönheit. Sein künstlerischer Auftrag ist seinem unbedingten Bedürfnis nach Ästhetik verpflichtet und wenn man ihn „deswegen einen Tagträumer oder einen altmodischen Ästheten“ schimpfen sollte, dann wolle er es „unwidersprochen stehen lassen“.
Bevorzugtes Motiv seiner Fotografien ist der weibliche Akt, den er in spektakulären Bildern als Leichtigkeit, Bewegung und in tänzerischen Posen zu inszenieren weiß. Zunächst entstehen romantisch-poetische Arbeiten, bald werden die Hintergründe jedoch abstrakter, oft setzt Sachs den tiefblauen südfranzösischen Himmel als monochrome Fläche ein, vor der sich der stilisiert abgelichtete Frauenkörper absetzt. Zusehends verlässt Sachs das Terrain der abbildenden Fotografie und wird zum künstlerisch motivierten Lichtbildner, der technisch versiert mit Licht und Gegenlicht eigenwillige Bildkompositionen schafft.
Grundsätzlich orientiert sich Sachs bei Sujet, Symbolik, Komposition und Lichtführung stark an den surrealistischen Werken seiner Sammlung wie eben Dalí, Yves Tanguy, Giorgio de Chirico oder Renée Magritte. Vor allem deren Arbeitsweise, traumhafte und reale Bildelemente zu verknüpfen, dient Sachs als Inspiration für seine eigenen Arbeiten. Dabei kommt ihm seine Experimentierfreude an avancierter Technik zugute wie Mehrfachbelichtungen, der Einsatz verschiedener Filter, Blitzaufnahmen mit variablem Lichtwert und digitale Bearbeitungen, die es ihm ermöglicht die zuvor durch Malerei erzeugten Bildstimmungen fotografisch umzusetzen. In Aufnahmen wie Ascot aus den 1980er Jahren zeigt Sachs bereits in diesen frühen Arbeiten, dass er seine künstlerische Inspiration aus der Tradition des Surrealismus schöpft. Mit serieller Ironisierung oder den ganz von Blautönen dominierten Fotografien von Frauenkörpern gelingen ihm suggestive Stimmungsbilder die uns in die Welt der Nacht, des Traums und des Unterbewussten eintauchen lassen.
Auszüge aus dem Essay „Gunter Sachs Kamerakunst – Fotografie, Film und Sammlung“ mit freundlicher Genehmigung von Otto Letze, Institut für Kulturaustausch, Tübingen 2023

Gunter Sachs
Tower St. Moritz Palace, Roy Liechtenstein, 1991
C-Print, gerahmt, 90 x 124 cm, Vintage, A.P.

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