Christina Maria Pfeifer

Planetary Fungi – Installationen

08.03.2022 – 13.03.2022

Die jüngsten Hoffnungen eines kreislaufbasierten Zusammenlebens auf dem Planeten Erde beruhen auf dem Potential von Pilzen. Sie neutralisieren kontaminierte Erdböden, entsorgen Müllberge aus Plastik und sind das Bio-Material für Architektur, Mode, Kunst und Design. Vor allem aber kann der Pilz den Menschen zu einem kooperativ symbiotischen Zusammenleben inspirieren. Genau diesen Aspekt hat Christina Maria Pfeifer zum Gegenstand ihrer künstlerischen Recherche gemacht.
Mit ihrem mikrobiologischen Kunstprojekt verfolgt sie eine künstlerische Praxis, in der nicht der Mensch im Mittelpunkt steht, sondern eine „mehr als menschliche Welt“. Im Jahr 2021 lud sie das Pilzmyzel des Zunderschwamms als buchstäblich gleichwertigen Akteur in ihr Studio ein. Sie entwickelte eine semi-lebendige Skulpturengruppe von Platinenröhrlingen, in denen sich das Myzel frei von menschlichen Vorgaben entfaltet hat. Das Projekt fand in Zusammenarbeit mit #transfungalensemblage und der wissenschaftlichen Begleitung der Pilzwerkstatt Berlin statt.
Was es bedeutet hat mit einem mikrobiologischen Lebewesen in einem Kunstprojekt zusammenzuarbeiten – davon handelt diese Ausstellung.
Eine Serie von Infrarotaufnahmen dokumentiert Auftreten und Handlungsweise des Pilzes. Das Pilzmyzel prägt keinen begrenzten fest lokalisierbaren Körper aus, sondern einen, der die Platinenröhrlinge durchwandert. Kommt er einmal ans Licht, werden feinste Haarwurzeln und zarter Flaum sichtbar und Zauber und Architektur des Lebewesens greifbar, das als der größte lebende Organismus der Erde gilt.
Der sich verzweigende und verwebende Körper des Myzels ist auch in der Skulpturengruppe von Platinenröhrlingen angelegt, die der Pilz belebt hat. Acht Skulpturen sind wie Hängepflanzen positioniert, bestehen aber aus recycelten Motherboards. Ihre Platinen haben keine Ecken, sondern organische Formen und werden von thermoplastischen Schläuchen durchdrungen, die sich untereinander verbinden. Im Miteinander entsteht ein Körper, der einem synthetischen Regenwald der Zukunft entspringen könnte.
Die vielseitige Beziehungsökologie von Pilzen stellt die Künstlerin ebenfalls in den Mittelpunkt ihrer partizipativen Performance. Mit Myco-Experience wird sie die Teilnehmenden für das Beziehungsgeflecht des Pilzes am Baum und im Menschen sensibilisieren.

7er Serie, Entwicklungsdokumentation: Platinum Badium Matris, 2021/22, 40 x 30 cm, C-Print auf 285g Fotopapier, Auflage 21 + 4 AP