Wolfgang Aichner

Wolfgang Aichner sammelt fotografische Motive irritierender Qualität, um sie sorgfältig mit Acrylfarbe auf Leinwand (vormals Metallgitter) zu übertragen. Er löst dabei Protagonisten aus ihrem originären Umfeld und setzt sie in einen erfundenen, abstrakten Bildraum. Die Bildsprache suggeriert dem Betrachter einen Kontext, der geprägt ist von der stetigen Präsenz der digitalen Bilderflut. Erst bei genauem Hinsehen wird er sich seiner eigenen Konditionierung bewusst.
Die Auseinandersetzung versteht sich durchaus medienkritisch im Sinne einer postdigitalen Kunst, die sich mit den Folgen des Wandels unserer Lebenswirklichkeit durch die Digitalisierung und künstliche Intelligenz beschäftigt. Dass die dadurch entstehende, sperrige Darstellung halbrealer Szenen durchaus auch Ästhetik hervorbringt, folgt nichts weniger als der Revolution menschlicher Sehgewohnheit im digitalen Zeitalter. Fotografie galt lange als Abbild von Wirklichkeit. Mit der digitalen Bildbearbeitung und KI wird eine postfaktische Wahrnehmungsebene betreten, auf der wir uns erst noch zurechtfinden müssen.

Wolfgang Aichner
Wladis Pool, Unikat, 2022/23
Acryl auf Leinwand
50 x 56 cm