Matthias Meyer

Expanding Narratives

25.05.2023 – 29.07.2023

Mit Expanding Narratives präsentiert die Galerie Andreas Binder die bereits zehnte Einzelausstellung des Künstlers Matthias Meyer. Anlässlich dieses Jubiläums ermöglicht der Künstler Einblicke in die ganze Vielfalt seines künstlerischen Schaffens und in ein „Dahinter“. Erweiterte Sicht- und Erzählweisen werden nicht nur in der malerischen und motivischen Vielschichtigkeit der neuen Werke deutlich, sondern entspinnen sich auch zwischen den vermeintlich unterschiedlichen Bildthemen. So zählen seit Anbeginn seines künstlerischen Schaffens Fluss- und Seenlandschaften, Blumenbilder aber auch Stadtlandschaften zu den zentralen Motiven seiner Gemälde. Die Natur in ihrer Fülle und vollkommenen Ästhetik, ihre Strukturen, Muster und Regelmäßigkeiten erforscht Meyer im Spiegel der Erscheinungsformen von Mensch, Kultur und Architektur und lenkt unseren Blick durch seinen malerisch-technischen Duktus auf Gemeinsamkeiten, die sich dem Auge nur auf den zweiten Blick offenbaren. Ganz bewusst nähert er sich sowohl den Seerosenarbeiten als auch der Umbrellas-Serie auf dieselbe malerische Weise: der abstrakte Bildhintergrund erfährt durch das Setzen von Farbakzenten – in diesem Fall die Seerosen oder Regenschirme – eine Transformation, die das einst abstrakte Werk in die Sphäre der Figuration erhebt. Insofern lassen sich Meyers Werke auch nicht auf der Oberfläche Ihres Gegenstands deuten. Vielmehr spiegelt sich in ihnen das Wagnis wider, sich – ungerührt von postmodernen Kunstdiskursen – der Essenz der Malkunst und der Komposition, und damit der Fähigkeit der Kreation, zu widmen. Dabei erweitert er immer wieder sein technisches Repertoire, integriert neue Farben, nimmt neue Perspektiven ein. So wird die Leinwand zur Spielwiese und Projektionsfläche für die künstlerische Auseinandersetzung mit den Analogien der Materialität der Erscheinungswelt und der Malerei. Die Wandlungs- und Anpassungsfähigkeit des Wassers beispielsweise gibt der Künstler in seinen Fluss- und Seegemälden durch die Kombination von durchlässigen Farbschichten und einer linearen Komposition bildhaft wieder. Gleiches geschieht, wenn Regenschirme – nicht durch die Sichtbarmachung des Regens, sehr wohl aber durch verschwimmende Farbverläufe – die Dynamiken der Innenstadt Hongkongs einfangen. Hier wird das liquide Element in einem Moment des Stillstands bildhaft gemacht und ermöglicht uns einen Einblick in das Wesen einer von Ähnlichkeiten und Parallelen erfüllten Welt. Diese inhaltliche Komponente zeigt sich schließlich auch in der konkreten Vorgehensweise des Künstlers. Auf der Grundlage von Fotografien komponiert Meyer erst geometrisch die Bildfläche, um dann in einem improvisierenden Schaffensprozess das Werk zu vollenden. Meyer folgt dabei der Auffassung, dass sich die Malerei – analog zum Leben – in einem immerwährenden Fluss befindet, bei dem das Bild „ein Eigenleben entwickelt und sich dabei beinahe etwas natürliches bewahrt“. Die Arbeit mit stark verdünnter Ölfarbe und Lösungsmitteln, die zufälligen Farbverläufe, Verwischungen und Überlagerungen machen das deutlich. So mündet die Hinwendung zu Konzeption und Bildhaftigkeit in seiner Praxis in ein Prinzip der Formlosigkeit, bei dem die Farbe als den Bildraum komponierendes Mittel autonom eingesetzt wird. Dank dieses technisch-konzeptuellen Ansatzes scheint es Matthias Meyer zu gelingen, den Antagonismus zwischen Figuration und Abstraktion und damit die Grenzen der künstlerischen Sicht- und Sehweisen zu überwinden. (Text: Leni Senger)
Matthias Meyer
Umbrellas, 2023
Öl auf Leinwand
200 x 210 cm

Galerie Andreas Binder

Knöbelstr. 27
80538 München

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