Karin Radoy

Zwillingserwachen / Farbkörper

07.05.2022 – 31.08.2022

Karin Radoy (*1957) widmet ihr künstlerisches Schaffen dem Verhältnis von Farbe und Form im Raum. Ihre Bildkörper sind eigentlich Wand-Objekte, die dreidimensional aufgebaut, eine unmittelbare Korrespondenz mit der auf ihnen aufgetragenen Farbe eingehen. Das Volumen der Bildkörper antwortet auf die sinnliche Erfahrung von Farbe als raumgebendes, synästhetisches Element.
Der „innere Klang“ (Kandinsky) wird bestimmt durch die Technik, der sich die Malerin bedient. Die Fläche wird mittels vielfacher Schichten von fein aufgetragenen Lasuren zum Klingen oder besser Schwingen gebracht. Der Betrachter wird so, je nach Lichteinfall, zur Entdeckung der Farbe als Mikrokosmos geführt. Um ein Beispiel zu nennen, greift ein lichtes Gelb spitzer in den beanspruchten Bildumraum ein als ein majestätisches Dunkelblau.
Diesen fast körperlich erfahrbaren Effekt von Farbe nutzt die Künstlerin für die Konstruktion ihres Malgrundes und stellt mit ihm eine unauflösliche Symbiose her. Sie baut leichte Hohlkörper, die sie aus MDF und Sperrholz zusammensetzt. Mit der Verwendung klarer Formen als Bildträger, die paarweise angeordnet und über Spiegelachsen verbunden sind, verstärkt die Malerin die Sachlichkeit, die in ihrer Arbeit vorherrscht. Mit ihrer speziellen Abstraktion sucht sie nach einem Höchstmaß an Gleichgewicht zwischen Objekt und Farbauftrag.
Nach einer Grundierung wird in mehreren Schichten Acrylfarbe auf den voluminösen Bildkörper gespachtelt, dessen Form und Tiefe von der beabsichtigten „Klangwirkung“ der Farbe abhängt. Dabei bleiben dünne, transparente Partien neben dickeren stehen und lassen den Vorgang des Auftragens optisch nachvollziehen. Kontrastierende Farbschichten bilden den Farbuntergrund, dem ein Wechsel von hell- und dunklem Farbauftrag folgt.
So tritt die künstlerische Arbeit von Karin Radoy aus einer allein rationalen und analytischen Haltung heraus und setzt die Balance zwischen einer fein strukturierten Farbwelt, die mit ihrem Bildträger harmoniert, stringent um. Die Farbe erreicht seinen Klang, der den Gedanken überwindet und die Form zu einer Hilfe dieses Prozesses macht. Die Form unterstreicht den Klang. Wie ein Geigenbauer formt Karin Radoy den Klangkörper ihrer Farbvolumina und bringt zwei Bildelemente in Form und Farbe miteinander und mit ihrem Umraum zum Klingen.

Karin Radoy
Zwilling, 2021
Acrylmischtechnik auf Holz, 2-teilig, 55 x 40 x 6,5 cm

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