Isabelle Enders

plot-wise

14.03.2019 – 20.03.2019

Täglich 10–19

Die Arbeiten von Isabelle Enders bewegen sich an der Schnittstelle zwischen Kunst und Design.
Ihre Pfeffermühlen sehen nicht nur anders aus, sie sind auch eigenwilliger und klüger als ihre handelsüblichen Kollegen. Vertraute Seh- und Nutzungsgewohnheiten werden durch sie torpediert und einer durch und durch vertrauten Handlung ihre Alltäglichkeit genommen.
Während Isabelle Enders in ihrer Werkgruppe „PfefferMarsch!“ historische Armaturen des 19. und 20. Jahrhunderts verwendet, die sie zunächst aus Interesse für das variantenreiche, zumeist anonyme Design zusammengetragen hat, entstehen die Salz- und Pfeffermühlen „DOLORES“ unter Verwendung eines 3 D- Druckers. Für die Produktion dieser Mühlen wurde ein Druckauftrag programmiert, der für jedes Exemplar identisch Anwendung findet. Jedoch greift Isabelle Enders in den automatisierten Druckvorgang ein: Der Prozess wird gestört und die immer gleiche Ausführung konterkariert, so dass ein nicht reproduzierbares Unikat entsteht.
Die „Pfefferlinge“ provozieren eine Reflexion über das Objekt selbst, da sich ihr Erscheinungsbild nicht mit einer Pfeffermühle assoziiert. Der Betrachter wird zunächst im Unklaren gelassen, was er hier vor sich hat: ein Motorteil, einen Ansaugstutzen, oder etwa ein abstrahiertes Flugobjekt? Die kuriose Länge der „Pfeffermühle für 2 Personen“, für deren Gebrauch tatsächlich zwei Personen benötigt werden, lässt den Prozess des Würzens unweigerlich zu einem kommunikativen wie performativen Akt werden. Und auch „Unicorn“ weckt ein Bewusstsein für den Würzprozess: Die filigrane Mühle für ein einzelnes Pfefferkorn lässt an den historischen Wert des Gewürzes denken, einst als edle und weit gereiste Kostbarkeit mit Gold aufgewogen, und provoziert zugleich eine generelle Achtsamkeit im Umgang mit unseren alltäglichen Konsumgütern.
Viele Werkstücke von Isabelle Enders thematisieren die Vorstellung, dass Gebrauchsgegenstände eine persönliche Biografie entwickeln können. Ihre Arbeiten sind so konzipiert, dass eine natürliche Patina entsteht, da das Material die Spuren der Zeit dokumentiert. Der Werkstoff altert und entwickelt aus diesem Alterungsprozess einen ästhetischen Mehrwert. So sind Isabelle Enders Mühlen stets eine objekthafte Reflexionen über das Erinnern selbst und zugleich Speicher für gemeinsame Erinnerungen, die sie für den Anwender zu persönlichen Wegbegleitern machen. Dies gilt auch für die aktuelle, fremdartig erscheinende Dreiergruppe „I don’t know who you are, but I like you“. Seltsam beseelt präsentieren sich die hybriden Objekte als autonome Skulpturen, übernehmen jedoch zugleich eine konkrete Funktion: Sie lassen sich öffnen, und in ihrem Inneren können kleine Schätze wie dingliche Erinnerungen verwahrt werden.
Dr. Harriet Zilch

 

 

 

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