Christina Lissmann

Pearls & Bones

14.01.2022 – 19.02.2022

„Endlich eine Malerei, die denkt“, empfand Samuel Beckett angesichts der von Bram van Velde. Ich empfinde es angesichts der Gemälde Christina Lissmanns, die sie „Pearls & Bones“ nennt. Das und alles andere ist hier offen sichtbar, spricht von sich aus, ohne Illustration, ohne Illusion. Bei aller Offensichtlichkeit ihrer Anspielungen bleiben die Linien- und Formgeflechte bei sich, geben sich als solche zu sehen, unterlaufen die Bezüge, die sie nahelegen und bleiben so ungreifbar. Sie bewahren ihr Geheimnis, aber ohne sich in vordergründige Nichtfigurationen zurückzuziehen. Im Gegenteil, sie geben erstaunlich Vielfältiges zu sehen:
Sich selbst erleuchtende tiefseegründige Gedankenflüsse, Neurolinks, Synapsenkonstellationen, Einsichten und deren Unterbrechungen, Ambguitäten, Aporien und andere Denkfiguren, Sa Gojos und andere Manga Wesen, Archetypen, Prototypen und andere Strukturen, geheime Gärten, Mikro-Makro und andere Welten, Einblicke, Über- und andere Blicke, Einsamkeiten, Verführungen, Befreiungen und andere Stimmungen, Stimmen jenseits von Wörtern – visuelle Gedichte, die ans Unsagbare rühren.
Mit Worten erzählt man nur sich selbst. Die Gemälde Christina Lissmanns sind dem „Anderen“ zugewandt, dem Rat Pier Paolo Pasolinis folgend, der dem berühmten Diktum Ludwig Wittgensteins – „Wovon man nicht sprechen kann, darüber muß man schweigen.“ –, mit den Worten antwortete: „Wovon man nicht sprechen kann, darüber soll man ein Gedicht schreiben“.
Aber sehen Sie (vielleicht nicht nur sich) selbst.
Wilfried Dickhoff

Christina Lissmann
SA-GOJO, 2021
Acryl auf Leinwand
247 x 212 cm